Wüste: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Der Kampf um Naivara
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Version vom 28. Dezember 2021, 00:07 Uhr

Klima

Das aride Klima der Wüste führt zu einer hohen Sonneneinstrahlung und zu geringer Wolkenbildung. Es können extreme Temperaturschwankungen im Tagesverlauf auftreten. Die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen liegen im Sommer bei rund 40 °C, die Maximalwerte übersteigen häufig 47 °C. In den Wintermonaten kann die Temperatur nachts unter den Gefrierpunkt sinken, kurzzeitig Bodenfrost auftreten.
Die durchschnittliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 45 mm. Generell empfangen die Hochgebirge der Wüste mehr Niederschlag als die sie umgebenden Senkungsgebiete. So fallen im Osten bis zu 600 mm.

Pflanzen und Tierwelt

Flora

In der gesamten Wüste gibt es nur etwa 1400 verschiedene Pflanzenarten. Dennoch kann man mehr als hundert Kilometer durch das Große Sandmeer laufen, ohne auch nur eine lebende Pflanze anzutreffen. Kakteengewächse kommen als häufigste Pflanzenart vor.
Die Pflanzen verfügen alle über äußere Schutzsysteme gegen die Verdunstung, wie zum Beispiel verdickte und von einer Wachsschicht überzogene Blätter. Viele Gräser besitzen, die Fähigkeit, die Blätter einzurollen. Die Samen können jeweils viele Jahre im trockenen Untergrund überleben, bis sie nach ausreichendem Regen plötzlich treiben, und das sehr schnell und innerhalb weniger Wochen bis zur Blüte und Samenreifung. Am schönsten kann man solche Mechanismen an der Rose von Khalef beobachten, die ihre Samen auch im trockenen Zustand schon bei geringer Feuchte regelrecht herausschleudert. Sie entfaltet sich nur, um so ihre Samen verstreuen zu können, die sie zuvor geschlossen vor Mäusen usw. geschützt hatte. Die Wüste kann sich denn auch nach solchen Regenfällen vorübergehend für kurze Zeit rapide in eine blühende Wiese verwandeln. Die typischen Pflanzen der Wüste sind aber die Akazie, die wegen ihrer langen Dornen auch Dornbaum heißt, und die Tamariske, die sogar Salzwasser verwerten kann. Ein typisches Bild am Rande der Wüste sind daher Sandhügel, auf denen scheinbar große Büsche wachsen und sie bedecken. Tatsächlich handelt es sich dabei aber nicht um Büsche, sondern um die Kronen der Bäume. Der Rest der Pflanze einschließlich eines stark rückgebildeten Stammes, der fast unmittelbar von der Krone aus ins Wurzelgeflecht übergeht, steckt im Hügel und ist unsichtbar, während die Krone je nach dem Grad der Sand- oder Erdanwehung in einer Art Überlebenswettlauf ständig weiter nach oben wächst.
Eine weitere typische und aufgrund ihrer grünen bis gelben melonengroßen Früchte auffallende Pflanze der Wüste ist die Koloquinte. Selbst Esel verschmähen sie wegen ihres bitteren Geschmackes und fressen sie nur, wenn es sonst nichts gibt und sie großen Hunger haben. Die schönste Wüstenpflanze ist aber zweifellos die gelbe Cistanche, die etwa einen halben Meter hoch wird und wunderbar gelb bzw. violett blüht. Sie kann sich das allerdings leisten, denn sie benutzt einen weiteren Überlebensmechanismus, hat kein Blattgrün und schmarotzt, indem sie die Wurzeln anderer Pflanzen anzapft, weshalb sie als Unkraut in Oasen etc. sehr gefürchtet ist.

Fauna

Die Hornviper Cerastes cerastes lebt bevorzugt in der Libyschen Wüste. Bei ihrer Fortbewegung durch Seitwärtswinden, das ihr auf glattem, haltlosem Sand schnelles Dahingleiten ermöglicht, hinterlässt sie die typischen Schlangenspuren.

Der Fennek oder Wüstenfuchs auf nächtlicher Diebestour

Der sehr giftige Sahara-Skorpion, weibliches Exemplar

Dornschwanz-Agamen, hier Uromastyx aegyptia, können 75 cm lang werden und sind optimal an die Wüste angepasst

Der Klippschliefer Procavia capensis kommt in Nordafrika nur in der Libyschen Wüste vor.

Ägyptischer Schmutzgeier. Er hält sich eher an den Wüstenrändern auf und ist ein reiner Aasfresser. Seinen göttlichen Mutter-Status hat er von der Legende, das Weibchen könne ohne vom Männchen befruchtet zu werden Junge erbrüten. Daher auch Sinnbild der unbefleckten Empfängnis einer ägyptischen Pharaonengattin und Marias. Umweltbedingungen Die durch Wassermangel, extreme Hitze bzw. durch die Trockenheit der Wüstenluft bedingten hohen zirkadianen Temperaturschwankungen sowie geringe Beutemöglichkeiten oder Mangel an pflanzlicher Nahrung bestimmte Extremwelt der Wüste schränkt die Lebensmöglichkeiten von Tieren noch weit mehr ein als dies bei Pflanzen der Fall ist und übt einen starken Selektionsdruck aus. Zudem sind die Möglichkeiten, sich zu verstecken und sich vor Fressfeinden zu schützen, durch den Pflanzenmangel ebenfalls stark eingeschränkt. Entsprechend kommen längst nicht alle Tiergruppen in der Wüste vor. Auch ist bei kleineren und spezialisierten oder Restpopulationen mit Rückzugsräumen zu rechnen. (Es gibt sogar noch ganz vereinzelt in isolierten, ständig ausreichend Wasser führenden Hochlandwadis etwa des Ennedi und Tibesti kleinere Krokodile.) Der Selektionsdruck und die riesigen wasserlosen Gebiete, welche die Populationen trennen, könnten einerseits zwar zur Artenbildung beitragen, andererseits wirkt der Umweltdruck auf die phänotypischen Formen der Tierarten auch wieder egalisierend, da sich viele Tierarten denselben Bedingungen anpassen müssen und daher recht ähnlich aussehen können, obwohl sie unterschiedlichen Gattungen, ja Familien angehören. Derartige konvergente Entwicklungslinien findet man sowohl bei Wirbeltieren wie bei Wirbellosen (Dittrich).

Vorkommen Insgesamt gibt es hier nur 588 verschiedene Tierarten (Deutschland 48.000).

Insekten sind die bei weitem artenreichste Tiergruppe, vor allem die Schwarzkäfer, von denen es in diesem Ökosystem etwa 340 Arten gibt. Mit jeweils 60 Arten folgen Ameisen und Springschrecken; am berüchtigtsten ist die schon in der Bibel unter die zehn ägyptischen Plagen eingereihte Wanderheuschrecke, eigentlich im Gegensatz zu anderen Fangschrecken-Arten kein eigentliches Wüstentier, denn sie lebt vor allem in den Randgebieten von Wüsten. Skorpione mit 17 Arten vertreten, darunter der extrem gefährliche Sahara-Skorpion Androctonus australis.

Es gibt 50 Säugetierarten, von denen aber einige wie Antilope, Gazelle, vor allem die Dorkasgazelle, die nur noch in der Nähe von Siwa und Sitra vorkommt, und das Mähnenschaf (das Wadan), das nur noch vereinzelt beim Gilf Kebir und Uwainat zu finden ist, durch Überjagung am Rande des Aussterbens stehen. Andere wie Löwe oder Wildrind sind inzwischen längst ausgerottet oder wegen der zunehmenden Aridisierung im späten Holozän nach Süden in den Sahel ausgewichen. Am häufigsten sind dabei die Nagetiere, vor allem Mäuse wie die Sandrennmaus (Psammomys), die Wüstenspringmaus und die Stachelmaus. Der Klippschliefer kommt in felsigen Gegenden vereinzelt vor.

Einige wenige kleinere Wüstenraubtiere gibt es ebenfalls wie das überall vorkommende Streifenwiesel, desgleichen das bekannteste Wildtier der Libyschen Wüste, der Wüstenfuchs Fennek oder die Sandkatze. Sie sind ausschließlich nachtaktiv. Andere wie Schakal und Streifenhyäne leben vorwiegend als Kulturfolger in der Nähe von Siedlungen.

Vögel sind, da am wenigsten an die Wüste angepasst, mit lediglich 18 Arten präsent, darunter Greifvögel wie Falken, Adlerbussard und Schmutzgeier, Körnerfresser wie der Wüstensperling oder die Felsentaube und Insektenfresser wie die sehr häufigen Schmätzer. Erstere sind am seltensten, letztere am zahlreichsten. Am ehesten begünstigt sind Allesfresser wie der Wüstenrabe. Es gibt aber alleine 5 Lerchenarten in der Sahara. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sich stets innerhalb ihrer Flugdistanz eine Wasserquelle befinden muss. Vor allem Körnerfresser sind daher wegen der vergleichsweise viel größeren Nahrungsmenge, die sie benötigen, stark eingeschränkt, auch wenn sie für eine gewisse Zeit ganz auf Wasseraufnahme verzichten können.

Echsen, also Eidechsen, Geckos, Warane, Agamen und Skinke gibt es 30 Arten, Schlangen sind mit 13. Die Uräusschlange, die einzige nordafrikanische Kobraart, zierte als Königszeichen die Stirn der Pharaonen, und zeigte so dessen Macht über Leben und Tod an, sie kommt allerdings nur im Niltal und den weniger ariden Küstenregionen vor. Typische Wüstenschlangen sind dagegen die Wüsten-Hornviper und die für den Menschen ungefährlichen, aber enorm schnelle Sandrennnattern Psammophis schokari und Psammophis aegyptius.

Überlebensmechanismen Die Überlebensmechanismen orientieren sich an den Umweltbedingungen. Auch hier ist das Wassermanagement am wichtigsten. Dabei gibt es Methoden, das Wasser möglichst optimal zu nutzen, etwa durch Verminderung der Verdunstung, Konzentrierung der Ausscheidungen usw. oder aber die Wasseraufnahme zu optimieren und es zu speichern, etwa wie in den Blutzellen im Falle des Kamels, hier ja ein einhöckriges Dromedar, dessen Wildform längst ausgestorben ist (s. u.). Manche Tierarten kommen sogar ganz ohne Wasseraufnahme aus und entnehmen das benötigte Wasser ausschließlich ihrer Nahrung oder beziehen es metabolisch aus der Fettoxidation. Die jeweiligen Fähigkeiten bestimmen denn auch den Standort einer Tierart. Auch die Salzregulation etwa durch spezielle Drüsen ist dabei von Bedeutung.

Ein weiteres Problem ist die Anpassung an die klimatischen Gegebenheiten, vor allem die Temperaturregulation. Sie erfolgt entweder über die Lebensweise (nachtaktiv), durch spezielle Färbung, durch Eingraben in den Sand oder durch den Schatten etwa von Steinen (Skorpione, Schlangen). Auch die Wüstenspringmaus lebt so und natürlich der Skarabäus (Ateuchus sacer), der den Ägyptern, obwohl ohne Kult, früher als Lebenssymbol und Urgott Chepre (Der von selbst Entstehende) galt, möglicherweise weil aus den Dungkügelchen, die er drehte (bei uns heißt er daher „Pillendreher“) neue Skarabäen hervorkrochen, da er dort seine Eier hineingelegt hatte. Die Befreiung und schnelle Vermehrung dieses Käfers im Nilschlamm nach dem Rücktritt des Nils führte wohl zur Meinung, er entstehe ohne Fortpflanzung, weswegen er als Symbol der Schöpferkraft galt. Eine andere, moderne Theorie erklärt die Existenz eines „göttlichen Mistkäfers“ allerdings damit, dass Skarabäen das Nilhochwasser angeblich frühzeitig spüren. Die Tiere wanderten weg vom Wasser, tauchten in den Häusern auf und kündigten so den Ägyptern das ersehnte Nilhochwasser an. Auch die Regelung der Transpiration stellt hier einen Mechanismus dar, ebenso Körperbau, etwa lange Beine und damit Abstand zum heißen Boden sowie eine möglichst große Körperoberfläche (Bergmannsche Regel). Wechselwarme Tiere wechseln je nach Temperatur die Umgebung, doch darf auch bei ihnen die Körpertemperatur 48 °C keinesfalls übersteigen (z. B. bei Eidechsen). Eine weitere Fähigkeit in der Wüste, die vor allem für kleine Tiere überlebenswichtig sein kann, ist es, sich vor dem Wind zu schützen und sich bei Bedarf, etwa bei einem Sandsturm, möglichst schnell eingraben zu können. Auch Brut und Aufzucht des Nachwuchses sind klimabedingt bei Wüstentieren entsprechend adaptiert.

Der dritte Faktor für das Überleben ist der Nahrungsmangel. Hier bieten Sommerschlaf, Wanderungen, Vorratswirtschaft und biologisch „eingeplante“ Hungerperioden Möglichkeiten. Auch Kannibalismus kommt vor.

Einige Wüstentiere sind in der ägyptischen Mythologie als „Göttersymbole“ präsent wie der heute nur noch um Assuan und südlich davon vereinzelt vorkommende Goldschakal (der Gott Anubis), der Schmutzgeier (die Geiergöttin Nechbet), der Skarabäus, der in der Libyschen Wüste längst ausgerottete Löwe (Sachmet), die Wildkatze oder auch die bereits domestizierte Form (Göttin Bastet), der nur noch sporadisch vorkommende Falke (Gott Horus und Month), Widder (Chnum) und die jedoch eher in feuchteren Gegenden heimische Kobra (Gottkönigssymbol).